Strukturveränderungen in den Gemeinden des Hegaus.

Der Steinbruch am Hohenstoffeln und das Brecherwerk in Mühlhausen
Der Strukturwandel im oberen Hegau hat sich bereits im Jahre 1912/13 vollzogen, als mit modernster Technik am Hohenstoffeln Abbaumöglichkeiten von Vulkangestein, eine Transportseilbahn und das Basaltwerk in Mühlhausen geschaffen wurde. Die Kulturlandschaft hatte sich in dieser Region total verändert. Es war ein erheblicher Aufwand Basaltgestein abzubauen und über eine 5-km lange Seilbahn zur weiteren Verarbeitung ins Brecherwerk nach Mühlhausen zu transportieren. Die täglichen Beladungen und der Transport von bis zu 48 Eisenbahnwaggons Basaltgesteins über die Schwarzwaldbahn brachte Lärm- und Staubbelästigungen mit sich. Das alles wurde hingenommen, um die damalige industriearme Gegend wirtschaftlich aufzuwerten. Während der Bauzeit waren bis zu 1000 Arbeitskräfte notwendig und in der Betriebszeit immerhin noch bis zu 237 Dauerbeschäftigte. Für viele Straßen- und Eisenbahnneubauten wurde Basaltschotter gebraucht. Dieses änderte sich dann im 3. Reich. Abbaubereiche im Sudetenland und in Österreich kamen hinzu. Der Basaltschotter des Hohenstoffels wurden nicht mehr gebraucht. Außerdem ist Basalt für den Städtebau nicht geeignet. Die neue Architektur von Albert Speer verlangte nach hellem Naturgestein. Randengrobkalk, Juratravertin und Marmor waren für das Reichstagsgelände in Nürnberg und Bauten in Berlin als Baumaterial besser geeignet. Die Einstellung der Steinbruchtätigkeit zum 01.01.1939 war dann zwangsläufig die Folge. Die jahrelangen Bemühungen Ludwig Finckhs und seine Mitstreiter im Kampf um den Erhalt des Hohenstoffels hatten Erfolg und sie wurden als Retter des Hohenstoffels gefeiert.
Zeittafel
1913 Badische Landesgeologen bewerten die Qualität des Basalts vom Hohenstoffeln als hervorragend. Am 09.04. 1913 wurde das Schotterwerk in Mühlhausen vom Bezirksamt Engen genehmigt.
15.05.1913: Vertragsabschluss zwischen Basaltwerk und Bezirksamt Engen. Beginn der Drahtseilbahn vom Stoffeln nach Mühlhausen. Erster Aufruf und Unterschriftensammlung von Ludwig Finckh gegen den Basaltabbau am Hohenstoffeln mittels Postkarten. Es Folgten Artikel in der Kölnischen Volkszeitung und im Bielefelder General-Anzeiger gegen die drohende Vernichtung eines der schönsten Berge den Hohenstoffeln im Hegau.
1919: Der Abbau wird verstärkt. Ein Erdrutsch am 19.04.1919 veränderte die Form des Berges.
1920: In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde Freiherr von Hornstein scharf angegriffen.
1933: Bis 1933 kontinuierlicher Abbau. Immer wieder Proteste durch Ludwig Finckh. Mit der Machtübernahme der NSDAP gab es eine Kursänderung. Die Abbaugrenze wurde überschritten. Es folgten Briefe bis zu Adolf Hitler. Das Gewerbeaufsichtsamt Karlsruhe stellte die Sicherheit der Arbeiter in Frage und befürwortete die Aufgabe des Abbaus.
1934: Trotzdem stieg die Zahl der Arbeiter bis auf 237. –Starke Sprengungen-. Fritz Todt unterstützte Ludwig Finckh bei seinen Aktivitäten gegen den Abbau. –Naturschutzgedanken kamen auf-.24. November 1934 wurde ein Ende der Sicherheitssprengungen angemahnt.
1935: 26. Juni Erlass des Reichsnaturschutzgesetztes –Anordnung- der Erfolg-.
1938: Das Arbeitsplatzargument wurde durch die ökonomische Prosperität entkräftet. 20. November erging ein Brief an die Reichsstelle für Naturschutz. 18. und 22.12.1938 Himmler befiehlt die Einstellung des Steinbruches. Freitag 23.12.1938, 20.30 Uhr: Telegramm des Badischen Bezirksamtes Konstanz an das Süddeutsche Basaltwerk:
Einstellung der Abbauarbeiten.
1939: 06.01.1939 Göring stellt den Hohenstoffeln unter Naturschutz. Februar 1939: Himmler gratuliert Finckh zur Einstellung des Basaltabbaus am Hohenstoffeln.
1946: Die französischen Behörden drängen auf Wiederinbetriebnahme des Basaltwerkes. Der Pachtvertrag läuft nur noch bis 1952.
1952: Endgültige Stilllegung des Steinbruchs am Hohenstoffeln und Abbau der Anlagen (Masten usw.).
Zusammenfassung: Von der ehemals großen Industrieanlage stehen nur noch die Ruinen am Brecher Werk in Mühlhausen. Beim Spannwerk am Eschelbrunnen und im Wald entlang der ehemaligen Seilbahn sind noch überwucherte Ankerfundamente zu finden. Der Steinbruch am Hohenstoffeln wurde der Natur überlassen. Von den Kunstbauten ist kaum noch etwas zu finden, lediglich die ehemalige Bruchmeisterwohnung ist noch erhalten und wird als Jagdhütte benutzt. Bemühungen, die Bauten des Brecherwerkes anderweitig zu nutzen, hatten nur mäßigen Erfolg. Seit einigen Jahren ist eine Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Maschinen ansässig.
Die Einstellung des Basaltabbaus war für die Kulturlandschaft im Hegau von großem Nutzen. Der Hohenstoffeln blieb als Berg im Wesentlichen erhalten. Der Rohstoffabbau im Hegau ging aber weiter, denkt man nur an den Kiesabbau und den großen Steinbruch in Geisingen.
In den „Historischen Sammlungen“ ist eine Dauerausstellung zur Geschichte des Basaltabbaus zu sehen. Zwei Ordner mit gesammelten Originalen können ebenfalls eingesehen werden.

Quellen: Nachlass von Ludwig Finckh Stadt-Archiv Reutlingen, FF-Archiv Donaueschingen, Jahrbücher HGV 47/48 und 69/2012

 

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